Reverse Engineering: Neue Ersatzteile für alte Industrieanlagen anfertigen lassen
Industrielle Anlagen und Maschinen können zum Teil jahrzehntelang produktiv sein – wäre da nicht das ein oder andere Bauteil, das vorzeitig den Geist aufgibt. Besonders ärgerlich ist es, wenn der Hersteller die Ersatzteile nicht mehr besorgen kann. Als ausverkauft, veraltet oder überholt gelten die Komponenten älterer Modelle häufig zur Enttäuschung von Anlagenbetreibern. Dies verhindert die Reparatur einer ansonsten einwandfreien Anlage. Reverse Engineering kann in solchen Fällen Abhilfe schaffen. Diese Methode stellt die Konstruktion von Maschinenteilen auf den Kopf und ermöglicht es, auch alte Industrieanlagen wieder in Betrieb zu nehmen.
Was ist Reverse Engineering?
Reverse Engineering (auf Deutsch etwa „das Nachbauen“) ist eine Disziplin des Maschinenbau, die sich mit dem umgekehrten Design von Bauteilen beschäftigt. Statt eine Komponente als Teil einer Anlage zu gestalten, ist die Anlage schon da. Das passende Ersatzteil fehlt jedoch. Maschinenbauingenieure konstruieren mit der Methode des Reverse Engineering in Detektivarbeit die passende Komponente. Im weiteren Sinne wird Reverse Engineering auch dann eingesetzt, wenn Unternehmen die Produkte ihrer Wettbewerber besser verstehen wollen. Dabei nehmen sie als ihren Ausgangspunkt das fertige Endprodukt und arbeiten sich von hier „rückwärts“ zu seinen Bestandteilen hervor. Modernen und professionellen Herstellern von Präzisionsteilen dient das Reverse Engineering vor allem der Rekonstruktion von Ersatzteilen. Damit lassen sich auch alte Maschinen reparieren.
Wie funktioniert Reverse Engineering?
Im Idealfall beginnt ein Reverse-Engineering-Projekt mit einem noch vorhandenen, verschlissenen Bauteil, das ersetzt werden soll. Anhand einer solchen Komponente lassen sich Maße, Material und Funktionsweise ablesen, auch wenn das eigentliche Teil nicht mehr funktionstüchtig ist. Dabei kommen heute vor allem 3D-Scanner und CAD-Programme zum Einsatz. Sie analysieren die entsprechenden Teile eingehend, um aus den Daten das Ersatzteil rekonstruieren zu können. Ist ein solches Teil nicht mehr vorhanden oder ist es zu stark verschlissen, gibt auch die Anlage oder Maschine Aufschluss: Dann untersuchen die Ingenieure und Ingenieurinnen den Einsatz der Komponente und deren Schnittstellen mit anderen Teilen der Anlage. Aus diesen Daten, Informationen und Messungen lassen sich Rückschlüsse auf die Konstruktion des fehlenden Ersatzteils ziehen. Auch wenn bei dieser Methode der Aufwand etwas höher ist, so kann sie doch für eine deutlich verlängerte Lebenszeit einer ganzen Anlage sorgen.
Wie lassen sich mit Hilfe von Reverse Engineering alte Maschinen oder Anlagen reparieren?
Aus der im Reverse Engineering gewonnen Konstruktion einer Maschinenkomponente lässt sich nun ein Ersatzteil anfertigen. Ab diesem Schritt besteht kaum noch ein Unterschied zu der Herstellung ganz neuer Teile. Denn nun liegen eine CAD-Zeichnung sowie Spezifikationen von Material und Produktionsverfahren vor, nach denen das Ersatzteil bei Bedarf immer wieder gefertigt werden kann. Der Betreiber einer Industrieanlage älteren Modells kann das fragliche Ersatzteil sogar für den Notfall lagern oder an Branchenkollegen mit baugleichen Maschinen weitergeben. Auf diese Weise wird die Nutzungsdauer von Anlagen erheblich verlängert und werden die Kosten deutlich reduziert. Im Vergleich zur Neuanschaffung einer Industrieanlage oder Maschine ist Reverse Engineering eine sowohl kostengünstige als auch nachhaltige Alternative.